Dieter K. Petri

Die 99 Namen Gottes

Meine erste Begegnung mit zwei türkischen Muslimen in den Sechziger Jahren war alles andere als ermutigend. In einer Pause am Arbeitsplatz kamen wir auf die Religion zu sprechen. Einer der beiden jungen Männer malte ein Kreuz in den Kali-Sand und sagte dazu ein abfälliges Wort, das er in der kurzen Zeit seines Aufenthalts schon aufgeschnappt hatte. Vielleicht hätte er sich etwas vornehmer geäußert, wenn er über einen reicheren Wortschatz verfügt hätte. Ich wertete die schroffe Reaktion als Vorsatz, auch in der Fremde, an der eigenen Religion unbeirrt festzuhalten.

Das Zweite Vatikanische Konzil, das gleichfalls in den Sechziger Jahren tagte, rang sich dazu durch, die eigene religiöse Überzeugung nicht mehr dadurch zu unterstreichen, dass man die andere rundweg ablehnt. Vielmehr sollten wir offen sein für Wahrheiten, die sich auch in der Überlieferung anderer Religionen fänden. Mit dieser Einstellung konnte ich mich identifizieren. Sie leitete mich als Religionslehrer, wenn ich im Unterricht auf andere Religionen, insbesondere das Judentum und den Islam, zu sprechen kam.

Beim Eintritt in den Ruhestand ergab sich die günstige Gelegenheit, mit einem islamischen Theologen und Vorbeter der Moschee-Gemeinde Gengenbach ein Religionsgespräch auf Augenhöhe zu führen. Dabei bin ich auf die islamische Überlieferung der 99 Namen Gottes gestoßen, die fast alle aus dem Koran abgeleitet werden. In der Folgezeit habe ich sie in meine morgendlichen Betrachtungen einbezogen und als religiösen Gewinn erlebt.

Die vorgelegten Gedanken wollen anregen, aus dem Brunnen des Glaubens Wasser für das Leben zu schöpfen. Die Auseinandersetzung über die Rechtgläubigkeit tritt dabei in den Hintergrund. Sie ist damit aber nicht erledigt.

Die gesammelten Gedanken können Sie im folgenden als PDF-Dokument herunterladen: